Biosphere by Warren Fahy

Biosphere by Warren Fahy

Autor:Warren Fahy
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-04-08T22:00:00+00:00


12:13 Uhr

Wortlos und in beklemmender Stille betrachteten die Wissenschaftler im StatLab das eingespielte Videomaterial.

Angesichts dieser fremden Welt, die sich auf dem High-Definition-Monitor vor ihren Augen entfaltete, war Nell stumm vor Staunen und Furcht. Tod und Regeneration folgten in so obszön schneller Folge aufeinander, dass sie den Eindruck hatte, einem Krieg im Kreißsaal beizuwohnen.

Wir gehören nicht hierher, dachte sie. Das ist nicht unsere Welt.

12:14 Uhr

Pound war kreidebleich. »Es ist nicht zu fassen, meine Herren. Und bitte, schalten Sie die verdammten Lautsprecher aus.«

»Gern«, sagte der Fahrer.

Die anderen starrten mit offenem Mund auf den Sturm der Verheerung, der vor den Fenstern wütete.

»Ähm, nun ja, wir haben es hier mit vollkommen fremdartigen Lebensformen zu tun«, versuchte Quentin zu erläutern. »Sie haben zwar all das, was auch jeden anderen Organismus auf der Erde ausmacht – DNA, RNA, ATP als Energiequelle und so weiter –, sind aber ansonsten kaum vergleichbar mit den Lebensformen, die wir kennen. Wirbeltiere scheint es hier nicht zu geben. Die meisten Arten haben ein segmentiertes Endoskelett ausgebildet, das wie ein verkümmertes Exoskelett aussieht. Die Insekten haben wie alle anderen Insekten auf unserem Planeten eine stabile äußere Hülle, deren Struktur aber, die eine radiale Symmetrie kennzeichnet, war uns bislang unbekannt. Die Pflanzen sind sowohl heterotroph als auch autotroph, sie beziehen ihre Energie über Fotosynthese und sind gleichzeitig Fleischfresser. Außerdem ist ihr Blut kupferhaltig.«

»Pflanzen haben kein Blut, Quentin«, widersprach Andy. »Manche der größeren Exemplare wurzeln zwar in der Erde und scheinen Fotosynthese zu betreiben, sind aber tatsächlich keine richtigen Pflanzen.«

Quentin zeigte durchs Fenster. »Selbst diese Gewächse da, die wie große Palmen aussehen, haben kupferhaltiges Blut. Keine Ahnung, wie sie das hochpumpen. Womöglich haben sie Herzen, große Herzen. Wenn dem so ist, sind es mit Sicherheit keine Pflanzen.«

»Wir glauben, dass sie mit den Tellerameisen oder anderen Insekten verwandt sind«, sagte Andy.

»Wie ist das alles nur möglich?«, fragte Pound fassungslos.

Mit einem wie festgefrorenen Grinsen im Gesicht ließ Quentin seinen Blick über die Schneise gleiten. »Wir glauben, dass Henders Island das einzige Überbleibsel eines Superkontinents ist, auf dem vor über einer halben Milliarde Jahren ganz eigene Formen entstanden sind und sich vollkommen isoliert von anderen Einflüssen weiterentwickelt haben.«

»Heiliger Bimbam, das ganze Geschmeiß produziert Nachwuchs in einem fort«, rief der Fahrer. »Seht nur, wie es hier auf der Scheibe wimmelt und krabbelt!«

Eine Tellerameise rollte über das gewölbte Fenster und ließ winzige Klone fallen, die sich über das verspritzte blaue Blut hermachten.

»Alle Arten, die wir bislang untersucht haben, sind lebendgebärend«, sagte Quentin.

»Manche Jungen kommen sogar schwanger auf die Welt«, ergänzte Andy. »Offenbar paaren sie sich schon im Mutterleib.«

»Das gehört sich aber nicht«, meinte der Fahrer und verzog das Gesicht.

Wie überdrehte Frösche oder Grashüpfer kamen Tiere mit kaffeebraunem Fell und grünen Streifen auf kräftigen Hinterbeinen herbeigesprungen.

»Hendersratten?«, fragte Pound.

»Nein. Aber dahinten kommen welche.«

»Das sollen Ratten sein?«, sagte Pound. »Darunter habe ich mir aber bisher was anderes vorgestellt.«

»Es sind ja auch keine Ratten«, erwiderte Andy. »Eher Mangusten, die mit Gottesanbeterinnen gekreuzt wurden. Wir nennen sie nur Ratten. Sie schlagen mit den spitzen Armen zu wie Kung-Fu-Meister und spießen ihre Beute damit auf, so schnell, dass man's nicht sehen kann.



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